Die Brennerbande, Teil 29


Kargerheim blickte die jungen Männer an: "Es tut mir leid, wenn ihr mich falsch verstanden habt, aber wir werden erst bezahlt, wenn wir einen Fall gelöst haben. Daher bezahlen wir euch auch nur, wenn der Fall gelöst ist."

Tiscio erwiederte den Blick des älteren ungläubig: "Ihr wollt uns etwas von Eurer Belohnung abgeben?" Fast automatisch griff er nach einem Gebäckstück, dann wurde ihm bewußt, was er da gerade tat und sagte mit vollem Mund: "Danke." Während die anderen kopfschüttelnd ihrem Freund beim Essen anstarrten, fügte Kargerheim seinen vorherigen Worten noch ein Angebot hinzu: "Wenn unsere Zusammenarbeit gut von statten geht, würden wir auch in Zukunft gerne auf euch zurückkommen."

Die Feldstraßler ließen die Worte einen Moment lang sacken. Schließlich fragte erneut Tiscio, immer noch mit vollen Mund: "Wir sollen für Euch arbeiten? Für Herrn Unterschnitt? Granate!" Bei dem letzten Wort flogen einige Krümel aus seinem Mund.

Malandro war jedoch weniger begeistert: "Herr, wir können aber nicht einfach so von unserer Arbreit weg. Unsere Familien brauchen das Geld. Wir können höchstens Abends irgendwas tun."

"Das ist genau die Zeit, für die wir euch brauchen. Ihr sollt für uns spionieren. Die Abendstunden sind dafür gerade richtig. Ihr müßtet jedoch schon heute damit beginnen, wenn euch etwas am Leben eurer Freundin liegt."

"Wir wollen sie ja auch finden, und je eher desto besser. Wir sind auch noch mehr in unserer Bande, aber Walter und Walmo passen auf ihre Schwester auf, damit sie nicht auch verschwindet."

"Das ist nicht dumm von ihnen, denn wie ihr sicherlich bereits vermutet, sind wir nicht nur um Alna besorgt. In letzter Zeit sind mehrmals Kinder verschwunden und wir sind uns sicher, dass Körperteile, die vor allem im Gresgorgraben gefunden wurden, damit im Zusammenhang stehen." Zum ersten Mal mischte sich Unterschnitt selbst in das Gespräch ein und bei seinen Worten wich den jungen Männern die Farbe aus dem Gesicht. Keiner gab einen Laut von sich, mit Ausnahme von Tiscio, der sich verschluckte.

Dann sprach wieder Kargerheim, nachdem sich der berühmte Detektiv erneut dem Feuer zugewandt hatte. "Können wir auf euch zählen?"

Sie nickten. "Was sollen wir tun?" Skimir, immer noch bleich, aber schon entschlossener als die anderen, versuchte ein geschäftsmännisches, hartes Gesicht aufzusetzen.

Kargerheim und Unterschnitt wechselten einen kurzen Blick. "Wir werden in den Ingen gehen und uns unter das Volk mischen. Wir haben eine Spur, brauchen aber eure Hilfe, um unauffällig die Gegend durchsuchen zu können." Kargerheim zog seine Weste glatt. "Ihr entschuldigt mich bitte kurz, ich muß schnell in etwas passendes wechseln." Mit einem Nicken verließ er den Raum.

Erst jetzt wurde den Feldstraßlern bewußt, dass sie diesen Abend noch in den Ingen gehen würden.

Malandro schluckte. "Sumpf oder Feld?" Aber Unterschnitt rührte sich nicht. Flüsternd wandte er sich an seine Freunde: "Dann sollten wir wohl noch kurz unsere Testamente schreiben."

"Das ist Wahnsinn, um diese Zeit in den Ingen zu gehen. Und ich meine beide." Skimir schüttelte den Kopf. "Als wenn es einen Unterschied machen würde."

"Da hätten wir uns besser von den Brennern verprügeln lassen sollen. Dann hätten wir jetzt weniger Ärger." Skimir warf Tiscio einen bösen Blick zu, den jener jedoch nicht begriff, da ihm der Sarkasmus, den Skimir in den Worten gehört hatte, fehlte.

Plötzlich sprach Unterschnitt, ohne sich zumzuwenden: "Geht jetzt, Herr Kargerheim wird in wenigen Augenblicken zu euch stoßen. Auf Wiedersehen." Seine Stimme war nicht besonders laut, aber den dreien wurde sofort klar, dass ihre Anwesenheit nicht mehr erwünscht war.

Beim hinausgehen griff Tiscio ein letztes Mal nach den Keksen und sie verabschiedeten sich hastig mit kleinen, für sie untypischen Verbeugungen.

Die Kinder aus der Feldstrasse, 02