Die Brennerbande, Teil 05


Tollsachs Budever. Ein Name, der nicht gerade Furcht auslöste, aber doch ein gesundes Maß an Respekt und Abscheu einflößte. Und wo Tollsachs war, da waren seine elenden Brennerfreunde nicht weit.
Was für ein unglückliches Zusammentreffen.
Der Brennerbogen war die nächste große Straße auf neustädter Seite der Feldstraße, was so viel bedeutete wie, dass sich die Leute dort mehr als Neustädter fühlten als jene, die auf der Grenze wohnten. Alle waren sich dieses kleinen Unterschieds von 10 Metern bewusst. Nicht nur, dass die Häuser besser waren in der Brennerstrasse, auch die Diebe verrichteten seltener ihr Handwerk in diesen Häusern. Und im Unterricht, den auch die älteren Mitglieder der Feldstraßenbande noch gelegentlich besuchen mussten, waren die Lehrer netter zu den Brennern als zu den Feldstraßlern. Ein Umstand der gerade bei Tiscio nicht selten zu erheblichen Ausbrüchen in den Pausen und darauf folgenden Verweisen geführt hatte. Deshalb gab es kaum etwas schlimmeres als den Brennerburschen zu begegnen, wenn man eh schon schlecht gelaunt war und auch noch Zeit totschlagen musste. Zu keiner anderen Bande waren Fronten so klar und unnachgiebig gezogen wie zu Tolsachs und seinen winselnden Speichelleckern.
"Na, seid ihr auf eure dreckigen Münder gefallen? Aber was kann man schon anderes von euch Hurenkindern erwarten. Kein Korn Verstand im Kopf." Tiscio machte einen hastigen Schritt auf Tolsachs zu, Walmo und Skimir hatten jedoch bereits darauf gewartet und hielten ihn zurück. Stattdessen stellte sich Malandro vor die Bande und blickte auf ihre alten Widersacher, bemüht, die richtigen Worte zu finden.
"Es ist Sonntag und wir haben alle unsere besten Klamotten an. Was meinst du, wer von uns zuhause mehr Prügel kriegen würde, wenn da was reißt?" Es war keine besonders gute Antwort, denn es war durchaus nicht erwiesen, ob nicht die Feldstraßler die brutaleren Mütter und Väter daheim hatten, wenn sie denn beides hatten. Aber es war wenigstens ein Versuch, es nicht gleich zur Schlägerei kommen zu lassen, mehr als sie bei jeder anderen Gelegenheit probiert hätten.
Aber alles, was er hätte sagen können, wäre vermutlich von ihren Feinden sehr bewusst missverstanden worden.
Die Brennerbande breitete sich aus, bis sie in einer Art Bogen standen, Tolsachs in der Mitte, die anderen ein wenig nach hinten versetzt. Nur Lier, die kleine Schwester von Elstadt und damit wohl das Brennergegenstück zu Walde und Alna, hielt sich hinter den anderen. Ohne die Blicke von ihren Gegnern zu lassen, bezogen die Feldstraßler eine ähnliche Aufstellung, nur dass bei Ihnen zwei Küken hinter der Reiche blieben. So standen sie sich nun gegenüber, während die braven Sonntagsausflügler von und zum Museum versuchten, einen Bogen um den aufkeimenden Konflikt zu machen.
Malandro betrachtete sich die anderen und stellte mit Genugtuung fest, dass ihre Chancen, mit nur ein paar blauen Flecken und Schrammen aus der Sache zu kommen, ziemlich gut standen. Fünf gegen fünf. Die Brenner hatten nicht einmal die Hälfte ihrer Bande hier und, auch wenn alter auf der Straße nicht viel aussagen mochte, waren die Feldstraßler älter, größer und stärker. Es war also vollkommen idiotisch von den Brennern, einen Streit anzufangen. Sie konnten nur verlieren ... wenn dies nicht ein Hinterhalt war.

Die Kinder aus der Feldstrasse